Erklärung des ÖRK zu Trumps Gaza-Vorschlag

Pressemitteilung

Im Folgenden die Presseerklärung vom 6. Febr. 2025 Im Anhang die englische Originalversion von Generalsekretär Prof. Dr. Pillay

ÖRK fordert Präsident Trump auf, sich für einen gerechten Frieden in Gaza nach den Regeln des Völkerrechts einzusetzen

06 Februar 2025

Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay, hat den Vorschlag von US-Präsident Trump mit „dem Versuch einer umfassenden ethnischen Säuberung und der Neokolonisation der Heimat von zwei Millionen Palästinensern und Palästinenserinnen in Gaza“ gleichgesetzt.

Pillay wies darauf hin, dass dieser Vorschlag alle geltenden Grundsätze des Völkerrechts und alle Menschenrechtsnormen verletze und sich über die jahrzehntelange Arbeit der internationalen Gemeinschaft und auch der USA für einen gerechten und nachhaltigen Frieden für die Menschen in dieser Region hinwegsetze. Sollte dieser Vorschlag umgesetzt werden, wäre dies ein mehrfacher und gravierender internationaler Straftatbestand. „Das Ansehen der Vereinigten Staaten von Amerika als verantwortungsbewusstes Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft hat allein durch den Vorschlag schon schweren Schaden genommen, ganz zu schweigen von einer tatsächlichen Durchführung eines solchen Plans“, sagte Pillay. 

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sagte Präsident Trump, die Vereinigten Staaten „werden den Gazastreifen übernehmen“, eventuell auch mit der Hilfe amerikanischer Truppen, während die Palästinenser und Palästinenserinnen, die dort leben, das Land verlassen sollen.  „Die USA werden den Gazastreifen übernehmen, und wir werden dort ganze Arbeit leisten“, sagte Präsident Trump.  „Wir werden ihn in Besitz nehmen und die Aufgabe übernehmen, alle gefährlichen, nicht explodierten Bomben und anderer Waffen in diesem Gebiet zu beseitigen. Wir werden die zerstörten Gebäude abreißen und den Küstenstreifen einebnen“, erklärte er und beschrieb seine Vorstellung vom Gazastreifen als „neue Riviera“.  

„Nach so vielen Monaten zügelloser Gewalt, Tod, Zerstörung und Vertreibung der Bevölkerung im Gazastreifen, aufgezwungen durch die israelische Armee und mit Unterstützung der USA, offenbart dieser Vorschlag über eine ethnische Säuberung des Gebietes das gewissenlose Endziel dieses Konfliktes, das seit langem von den extremistischen Elementen in der israelischen Politik und Gesellschaft verfolgt wird“, sagte Pillay. „Präsident Trumps Vorschlag ist eine grobe Missachtung der grundlegenden Rechte der Menschen in Gaza, die seit so vielen Jahrzehnten kämpfen und leiden.“

Pillay forderte nachdrücklich alle verantwortungsvollen Mitglieder der internationalen Gemeinschaft und alle Menschen guten Willens dazu auf, diesen Vorschlag in aller Deutlichkeit zurückzuweisen.

„Der Ökumenische Rat der Kirchen fordert Präsident Trump auf, diesen skandalösen Vorschlag noch einmal zu überdenken sowie internationales Recht und die Menschenrechte und die Würde und die Rechte der Menschen in Gaza zu respektieren“, sagte Pillay. „Der ÖRK ruft außerdem alle Menschen auf, die gläubig und guten Willens sind, sich gegen diese ungeheuerliche Verletzung der Menschenwürde und des Völkerrechts zur Wehr zu setzen.“

Pillay forderte außerdem Kirchen und christliche Gemeinschaften überall auf der Welt auf, ihre Stimme zu erheben, um die Gerechtigkeit zu verteidigen, sich für den Schutz der Rechte und des Lebens des palästinensischen Volkes einzusetzen und ihre Regierungen dazu aufzufordern, alle Vorschläge abzulehnen, die eine ethnische Säuberung und eine dauerhafte Besatzung vorsehen. 

„Wir bekräftigen, dass es Frieden nicht auf der Grundlage der Enteignung und des Leids eines ganzen Volkes geben kann, sondern dass er auf Gerechtigkeit, Würde und den Grundrechten aller Menschen beruhen muss“, sagte Pillay. „Mögen die Kirchen standhaft in ihrem Zeugnis sein, da Christus uns aufruft, den Unterdrückten zur Seite zu stehen und einen Frieden zu suchen, der auf Gerechtigkeit basiert. Wir beten für Frieden, Gerechtigkeit und Respekt für alle Menschen, die unter der Tyrannei der Mächtigen auf dieser Welt leiden.“

Der Generalsekretär im Wortlaut: Link