Dokumentation der Resolution Nr. 50 “Den Leidenden und Getöteten eine Stimme geben. Ein Ruf für das Leben” der DBV-Mitgliederversammlung vom 12. April 2024
Menschen leiden unter Machtmissbrauch und entwürdigender Willkür. Menschen werden getötet. Jeder ist einer zu viel.
Es sind Abertausende in vielen Ländern.
Sie verhungern in Dürre- und Kriegsgebieten. Sie werden wegen ihres Geschlechtes, ihrer Religion, ihrer Nationalität etc. verachtet, erniedrigt, verletzt und ermordet. Sie werden aus ihrer Heimat vertrieben oder fliehen aus katastrophalen Lebensumständen.
Sie ertrinken im Meer. Sie werden gequält, gefoltert oder getötet in Gefängnissen und Straflagern von großen und kleinen Mächten. Sie werden vergewaltigt. Sie erschießen sich gegenseitig in den Schützengräben in der Ukraine. Sie morden sich in den Straßenfluchten mancher Großstadt. Sie werden von Raketen und Drohnen getroffen. Sie wurden gemordet in einem Kibbuz oder wurden als Geiseln verschleppt. Im Gaza-Streifen kommen sie um in ihren zerbombten Wohnungen oder werden verjagt oder verhungern schon als Kinder. … … …
Den Leidenden verschlägt es die Sprache und Tote können nicht mehr schreien.
Das bedrückt uns sehr und wir erheben die ‚Stimme für die Stummen‘.
Der Wert eines jeden ganz konkreten Lebens muss geschätzt werden, denn jedes einzelne Leben ist Teil der umfassenden Lebenskraft! Und mit jeder Tötung wird Leben unwiderruflich zerstört. Das Leben ist das Wichtigste, was jeder hat!
„Das leibliche Leben, das wir ohne unser Zutun empfangen, trägt in sich das Recht auf seine Erhaltung.“ (Bonhoeffer DBW 6,179) „Das erste Recht des natürlichen Lebens besteht in der Bewahrung des leiblichen Lebens vor willkürlicher Tötung.“ (DBW 6,183). „Die Würde des Menschen ist unantastbar… Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“! (Grundgesetz Art.1,1 und 2,2)
Alle Menschen sind gleichwertig!
Aber im Krieg akzeptieren wir das Töten. Die eigenen Opfer werden überhöht, das eigene Töten wird gerechtfertigt, alle Schuld wird im Krieg allein der Gegenseite zugerechnet.
Das Pochen auf die Identität durch eine Nation oder eine Religion, durch eine Staatsmacht oder Gesellschaftsordnung führt zu Streit, Krieg und Vernichtung. Die Institution Krieg erlaubt es, Soldaten zu töten. Aber selbst bei einer Verteidigung steht die Frage: Wie viele Opfer an Menschenleben werden von der jeweiligen Regierung in Kauf genommen? Der Weg militärischer Konfliktlösung und ihrer Eskalation ist gepflastert mit Blut und Leichen.
Eine Tötung ist ein Verbrechen am Leben! Also müssen die tötenden Diktatoren und Regierungen und die tötenden nationalen oder religiösen Fanatiker den Gerichten übergeben werden.
Das Leben ist das Größte, was wir haben. Es ist der Anfang und das Ziel aller Handlungen. Zu einem gelingenden Leben gehören selbstverständlich Werte der Freiheit und Gerechtigkeit, des Friedens und der Demokratie. Sie müssen aber dem Ziel entsprechen und also auf menschliche Weise mit gewaltfreien Mittel erreicht werden: Gespräche, Diplomatie und Verträge. Und wieder von vorn: Gespräche, Diplomatie und Verträge. Und das mit den Kriterien der Vorbeugung, des Kompromisses und des gegenseitigen Respekts.
Es gilt, was Jesus sagt: „Selig sind, die den Frieden machen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Und: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Reich Gottes.“ (Matth. 5,9.10) Dabei sind schon viele Menschen umgebracht worden. Aber ihr Ziel war nicht, ihr eigenes Leben zu beenden, sondern Gerechtigkeit oder Frieden von lebenden Menschen zu erreichen.
„Die Kirche bekennt, die willkürliche Anwendung brutaler Gewalt, das leibliche und seelische Leiden unzähliger Unschuldiger, Unterdrückung, Hass, Mord, gesehen zu haben ohne ihre Stimme für sie zu erheben, ohne Wege gefunden zu haben, ihnen zu Hilfe zu eilen.“ (Bonhoeffer DBW 6,130) So bekennen wir das Versagen, Kriege nicht verhindert zu haben.
Die Worte der Bibel und das Bekenntnis von Christen für das Leben, für jedes ganz konkrete Leben, sind immer wichtig!
Die Resolution möge Einzelne und Regierungen ermutigen, statt gewaltbereit und kriegstüchtig zu werden, Wege zum Leben zu finden.
Sie möge Mediatoren stärken, Gewalttäter und Aggressoren zu bewegen, ihr lebensfeindliches Tun zu lassen und an ihr eigenes Leben zu denken.
Sie möge Parteien und Wähler aufrufen, allem abzusagen, was die Würde und das Leben von Menschen verletzt.